Das Spannungsfeld zwischen Covid, Lockdowns, Massentests, Maskenpflicht, Schutz der vulnerablen Gruppen, Zuteilung medizinischer Ressourcen, Triage, Recht auf Leben, Impfung und diversen anderen Begriffen, die derzeit unseren Alltag prägen, wird immer größer und immer spürbarer. Zentrale Angelpunkte sind Freiheit, Sicherheit und die Frage, wie weit persönliche Einschränkungen gehen dürfen oder sollen, wenn die Einengungen dem gesundheitlichen Allgemeinwohl dienen. Wer und was sind wichtiger: Das Wohl des Individuums oder das der Masse, die ja wiederum aus Individuen besteht?
Für die einen ist die Tatsache, dass sich die Politik all dieser Fragen bemächtigt hat und sie lösen will oder dies zumindest vorgibt, ein großer Segen und für viele Bürger sind die starken oder zumindest stark auftretenden Führungspersönlichkeiten, die in der Krise den Weg weisen wollen und das Gesetz des Handelns übernommen haben, eine wichtige Stütze im täglichen Leben.
Für die anderen sind die gerade ablaufenden Entwicklungen eher der Beginn einer totalitären Horrorvision, weil die Politik zunehmend in die privaten Bereiche der Menschen eindringt und die vermeintlich so fest etablierten Grundrechte sukzessive einengt, ja diese teils sogar aushebelt. All das geschieht natürlich im Mäntelchen der Fürsorge und im Namen des hehren Dienstes für den und am Bürger.
Aber was läuft da wirklich? Wer hat recht? Wer soll wie wann was und warum bestimmen (dürfen)? Was soll moderne Politik heute können, was soll sie vor allem dürfen? Was ist noch demokratisch vertretbar, was ist schon undemokratisch, wo beginnen bereits die ersten Annäherungen an Diktatur oder Faschismus im zweifellos nur gut gemeinten politischen Willen, die Bürger zu schützen? Wohin geht der Weg in der Covid-Krise? Und vor allem: Wohin geht es nach der Krise?
Wir alle merken, dass eine Art Zeitenwende im Gange ist. Noch nie zuvor hat es weltweit eine solch dichte Vernetzung an Maßnahmenpaketen und eine solche simultane Anwendung von politisch verordneten Interventionen gegeben, die zeitgleich ins Leben von Millionen oder bald vielleicht Milliarden von Menschen eingreifen – wenn die groß angelegte Impfung für alle kommt. Derzeit sind die zähneknirschend hingenommenen Lockdowns die vieldiskutierten Maßnahmen, die natürlich jeder freiheitlichen und bürgerlichen Grundhaltung widersprechen und zerstörerische Begleiteffekte haben. Und der Gedanke an jetzt noch dementierte, aber möglicherweise kommende Zwangsimpfungen lässt jeden freien Bürger sowieso erschauern.
Da es sich bei Covid ja um eine Virus-Infektion bzw. bei einem Teil der Infizierten um eine durch Viren bedingte Krankheit handelt, wäre es eigentlich Aufgabe der Medizin, die Leitlinien vorzugeben, aber die Medizin rangiert bei Covid unter „ferner liefen“. Infolge der technologisch-technokratischen Entwicklungen werden die politischen Wünsche von Mathematikern und Physikern bestimmt – und umgekehrt: Die Regierenden ziehen ihre Vorgaben aus den Berechnungen der Technologen. Es geht nur noch um mathematisch erstellte Infektionskurven, Test-Ziffern, Simulationsmodelle und das Sammeln von Toten-Zahlen. Kritische Ärzte werden aus den Beratungsgremien entfernt, man wird danach schnell zum „falschen Experten“ erklärt oder gar als Leugner oder Verschwörungstheoretiker diffamiert.
Aus der Medizin und ihren verwandten Fächern dürfen gerade noch die Virologen den Mathematikern und Physikern assistieren, weil die Virologen diejenigen medizinischen Wissenschaftler sind, die dem Primat der Technologie am nächsten stehen. Die Virologie wird förmlich schon als das neue Königsfach der Medizin gehandelt, obwohl Virologen praktisch nie Patienten behandeln. Einzelne medial herumgereichte Superstars aus dem hochtheoretischen Fach „Virologie“ dürfen dem Volk – aber nur mit politischem Placet – immer gern vermitteln, was gerade Sache ist und wie gefährlich die Lage für jeden einzelnen von uns werden könnte.
Angstmache ist zum bewährten Instrument der Politik geworden und die Infektion wird als Werkzeug missbraucht, um die Bürger zu steuern. Viele lassen das gerne mit sich geschehen, denn wer Angst hat, der hört gern auf Anführer, die von Sicherheit, vom Kampf gegen das Virus um jeden Preis und vom Wohle der Menschen schwadronieren. Der Drang nach der Freiheit unterliegt bei vielen Leuten schnell der Angst vor einer als weltweit zur derzeit größten Gefahr erklärten Krankheit.
Doch die Politik ist auch in einem Dilemma: Man kann nicht langfristig alle Leute zu Hause einsperren, den Kinder die Schulen zusperren, die Wirtschaft auf Dauer niederhalten, die Reisefreiheit beschränken und die Bürger in ihren Rechten beschneiden. Das wissen die Politiker, die gerade massiv ihre Macht akkumulieren, natürlich ganz genau. Wenn da und dort schon Stimmen laut werden, dass sich die Gesellschaft in Richtung „Viro-Faschismus“ entwickelt und das Gemurre des Volkes ob all der Einschränkungen zu laut wird, dann braucht die Politik eine Exit-Strategie. Und diese ist jetzt da: Sie heißt „Impfung für alle“.
Und das geht jetzt alles Schlag auf Schlag: Bevor noch überhaupt die europäische Zulassung für den ganz neuen mRNA-Impfstoff da ist, gab es bereits Bestellungen für Millionen Dosen, die unser Gesundheitsminister vorsorglich getätigt hat. Wir wissen zwar nichts über die Langzeit-Folgen der neuen Impf-Technologie, aber die Euphorie der Impf-Befürworter ist trotzdem grenzenlos. Die Politik muss zwangsläufig so tun, als ob die Impfung die Panazee, also das Wundermittel, für all das ungeheure, durch Covid verursachte Leid sein wird – obwohl wir nicht einmal noch wissen, ob die mRNA-Impfung überhaupt Infektionen verhindern kann. Wenn, dann kann diese Substanz beim einzelnen Erkrankten möglicherweise den Verlauf abmildern, aber der Beweis für eine Verhinderung der Infektions-Ausbreitung fehlt.
Das alles ist natürlich überaus bedenklich, da jede Substanz, die als Pharmakon in den Menschen eingebracht wird, auch böse Langzeitfolgen haben kann. Aus jetziger Sicht kann niemand auf der Welt darüber etwas sagen, weil die Testreihen ja nur einige Monate gedauert haben. Auch der beste Impfspezialist, der größte Virologe und der berühmteste Infektions-Spezialist muss da passen: Die Langzeitfolgen kennen wir einfach nicht.
Logischerweise muss man in so einem Fall dem einzelnen Menschen die Entscheidung überlassen, ob er sich angesichts dieser unbekannten Risiken trotzdem impfen lassen will. Und man muss als Arzt dem Publikum auch genau sagen, dass die Nutzen-Risiko-Abwägung eher einem Poker gleicht: Die Wahrscheinlichkeit, als junger Mensch wirklich lebensbedrohlich an Covid zu erkranken, beträgt 1:100.000.
Daher wird die Impfung zwar sukzessive allen Bürgern angeboten werden, aber zunächst sollen die Alten (über 80) drankommen, so empfiehlt es aktuell die STIKO, die deutsche Ständige Impfkommission, an der sich Österreich meistens orientiert. Bei den Alten können naturgemäß keine Jahrzehnte später auftretenden Langzeitfolgen beobachtet werden.
Aber in den Empfehlungen steht auch drin, dass sich das Gesundheitspersonal, das in engem Kontakt mit den Risikogruppen steht, demnächst impfen lassen soll – und diese Leute sind nicht selten eher jung.
Und ab da wird es ethisch hochproblematisch: Wenn Politiker da und dort jetzt schon von Impfzwang reden oder diverse Arbeitgeber ankündigen, die Impfung vom Gesundheitspersonal zu verlangen, geraten die Bürger unter Druck und verlieren die Hoheit über ihre Gesundheitsentscheidungen. Besonders pikant wird der möglicherweise auch über Umwege eingeführte Impfzwang, weil wir ja nicht einmal noch wissen, ob die Transmission (also die Übertragung) des Virus durch die mRNA-Impfung überhaupt verhindert wird. Wozu also Zwang? Wie soll und kann man das argumentieren?
Wir stehen also demnächst vor ganz neuen Problemen: Für die Politik ist die Impfung der Ausweg aus ihrem selbst verschuldeten Dilemma, weil sie bis heute häufig nur mäandrierende, sehr oft nicht nachvollziehbare und immer wieder die Verfassung verletzende Entscheidungen in der Covid-Politik getroffen hat. Andererseits wird genau jene Politik, die sich nun mittels der Impfung ihrer Verantwortung entwinden will, irgendwann vor einem neuen Dilemma stehen. Und das heißt Impfzwang ja oder nein.
Es steht zu befürchten, dass wegen der nachvollziehbaren geringen Attraktivität dieses Zwanges immer neue Umwege gesucht werden, die Leute zur Impfung zu bringen. Das wird vom Incentive („Impfprämie“) bis über Reisebeschränkungen, Nachteile am Arbeitsplatz, Ausgrenzungen bei Sozialleistungen usw. gehen. Wir dürfen also weiterhin gespannt sein und uns einstweilen an die simplen und uralten Hygiene-Regeln halten.
Apropos: Die deutsche Impfkommission (STIKO) empfiehlt nicht nur die Impfung, sie empfiehlt auch wortwörtlich, die bestehenden Hygieneregeln nach der erfolgten Impfung genauso weiter einzuhalten wie vorher – weil man eben nicht weiß, ob man die Infektion trotz Impfung weitergeben kann oder nicht. Ein Schelm, der Böses dabei denkt…
Keine Kommentare gefunden