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Gerald Grosz: Die Nebelgranaten der Medien nach #ibizagate

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Christian Kumhofer
Christian Kumhofer
23 Mai 2019

Eine nur schwer verdauliche Kost stellen dieser Tage die Produkte der heimischen Medienwelt dar. Und gleich eingangs freundlich und honorarfrei empfohlen: Es wäre doch ehrlicher und anständiger, wenn die Damen und Herren Redakteure ihre Schreibtische gleich in die Parteizentralen verlegen, um vor Ort ihre Direktiven mit den Wurstfingerlein in die Tasten zu hauen. Und an die Abonnenten des täglichen journalistischen Opiats, des lyrischen Grauens, empfehle ich doch, die Abos gleich in Parteimitgliedschaften zu wandeln. Die Nebelgranatenwerfer, die Vertuscher und Vernebler in den Redaktionen haben derzeit Hochsaison. Vorausgeschickt: Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, es gilt die Unschuldsvermutung.

Ein Beispiel medialer Verwirrungskunst und machthöriger Berichterstattung bietet heute wieder einmal das Zentralorgan der österreichischen Herzjesukommunisten, die Krummstab-Prawda südösterreichischer Provenienz, die sogenannte Kleine Zeitung. Außer Rand und Band, also in kleinem Rahmen und exakt auf einer Viertel Seite werden recht kurz und bündig die vermeintlichen Urheber des Ibizagate-Skandals dargestellt. Mit der Überschrift „Die Spur führt nach München“ finden sich die Helden des österreichischen Investigativjournalismus ab. Bei meinen boarischen Freunden leiste ich umgehend Abbitte: Nein die Weißwurstmetropole Europas ist nicht der Urheber dieses Abhörskandals an zwei urlaubsbedingt illuminierten Politikern. Die wahre Spur führt nach Wien, direkt ins Herz der Parteien und eines Mediums. Sie führt in eine in Politik- und Medienwelt bestens vernetzte, in eine mit Roten und Schwarzen bestens befreundete Rechtsanwaltskanzlei, die das Bühnenbild der Scharade kreierte. Sie führt in die Welt der Politberater, der Silberlingwechsler, der parteipolitischen Doppelagenten, in die Welt der Konkursanten und Pleitiers. Eines sei verraten: House of Cards war dagegen eine Kindersendung.

Aber jetzt frage ich mich, was die Heuchler und Gaukler in den Redaktionen für einen Plan verfolgen, den Menschen vorsätzlich oder aus reiner Dummheit Sand in die Augen zu streuen.

Machen wir doch die Augen zu und stellen uns eine klitzekleine Sekunde lang vor, welche Ermittlungen des Staatsapparates umgehend folgen würden, wenn man die Wohnungen und Häuser von Journalisten verwanzt, in ihrem Privatleben wühlt, ihre moralischen Schwächen und die ihrer Lebensführung vor den Vorhang der Öffentlichkeit holt. Der darauf folgende Aufschrei wäre zu recht vorprogrammiert, die Freiheit der Presse würde von den höchsten Autoritäten des Staates beschworen, alle Behörden und Dienste des Landes würden die Täter umgehend erforschen.

Berthold Brecht sagte: Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher. Dem ist nichts hinzuzufügen

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